📚 Hundeerziehung und Nützliches

Die Welpenstunde

Der Kindergarten der Hundeschule nennt sich Welpenstunde

Wenn ein Welpe eingezogen ist, stellt sich auch gleichzeitig die Frage, ob man mit diesem in eine Hundeschule gehen möchte. Aber für die richtige Schulstunden, wäre der neue Welpe ja noch viel zu jung und kann sich noch gar nicht lange konzentrieren. Aus diesem Grunde bieten (fast) alle Hundeschulen oder Hundesportvereine die sogenannte Welpenstunde an, das ist quasi der Kindergarten der Hundeschule.

Wie sollte eine Welpenstunde ablaufen?

Grundsätzlich sollen diese Welpenstunden dazu dienen, ein Gespür für den eigenen Welpen zu bekommen und die Bindung mit ersten kleinen Übungen zu stärken. Natürlich geht es hier noch nicht um schwere Dinge und die Welpenstunden sind geprägt von vielen Pausen und Spieleinheiten für die kleinen, da auch der soziale Umgang mit Artgenossen gelernt werden muss. Hier gucken erfahrene Trainer beim Spielen den Hunden zu und können den neuen Besitzern erklären, wann man eingreifen sollte oder woran man Mobbing oder Gefahrensituationen erkennt. Außerdem können die neuen Hundehalter, all ihre Fragen los werden, ganz egal ob es darum geht, dass der Welpe noch nicht Stubenrein ist oder dass er draussen einfach alles fressen will, was er auf dem Weg so findet.

Eine gute Hundeschule achtet auf eine ausgewogene Mischung der Hunde, so dass hier nicht groß auf klein trifft, und es sollten maximal sechs Welpen in der Stunde sein, um einen guten Überblick behalten zu können. Das Alter der Welpen sollte ebenso gut zusammen passen. Die meisten Welpenstunden sind für Welpen vom dritten bis vierten Monat gedacht und ab dem fünften, wenn der Hund kein Welpe sondern eher ein Junghund ist, darf dieser dann in die Junghundgruppe, also quasi der Vorschulklasse unter den Hundeschulkursen. In manchen Welpenstunden lernen die Hunde auch unterschiedliche Dinge kennen, wie verschiedene Untergründe oder Geräusche die nachgeahmt werden.

Welpe Reva beobachtet das wilde Treiben am Hundestrand.

Also gut strukturiert und das Mensch-Hund-Team stärkend, sollte eine gute Welpenstunde ablaufen. Eigentlich, denn leider ist das oft nur das Wunschdenken, der Besitzer und bei sehr vielen läuft eine Welpenstunde einfach nur sehr chaotisch und durcheinander ab. Daher entscheiden sich immer mehr Hundebesitzer gegen eine Welpenstunde und versuchen sich mit anderen Welpenbesitzern aus ihrem Umkreis zu treffen oder über die Sozialen Netzwerke auszutauschen und Rat zu suchen. Eigentlich eine schöne Idee, kann aber durchaus die Gefahr haben, dass gerade Neuhundebesitzer, nicht erkennen, wann die Welpen Pausen im Spiel benötigen oder ab wann das Spiel vielleicht kippt und sich in Richtung des Mobbings entwickelt.

Ganz egal, ob man sich nun für oder gegen eine Welpenstunde entscheidet, es sollte auf jeden Fall zum eigenen Welpen und späteren Hund-Mensch-Team passen. Wenn man ohnehin vorhat, eine Hundeschule zu besuchen, macht eine Welpenstunde wirklich Sinn und man kann auch so schnell erkennen, ob die ausgesuchte Hundeschule wirklich zu einem passt. Und wenn dies nicht der Fall ist, kann man diese ja auch wechseln, denn Hundeschulen gibt es viele und leider kann es wirklich etwas dauern, bis man die für sich passende Hundeschule und auch Welpenstunde gefunden hat, aber das ist wirklich nicht schlimm, denn es ist einfach so wichtig, dass sich Hund und Halter in ihrer Welpenstunde aber auch späteren Hundeschule wirklich wohl und verstanden fühlen.

Auch wir haben eine Welpenstunde besucht

Und nun möchte ich es natürlich nicht versäumen euch von unserer Welpenstunde zu berichten. Wie ich ja schon geschrieben habe, war Reva, aufgrund fehlender Sozialisation und dem fehlenden Muttertier sehr dominant, kein Wunder, denn sie hatte ja wochenlang ein bestehendes Rudel in Russland dominiert, als kleiner Welpenpups. Aus diesem Grunde wollte ich sie nicht einfach zu anderen Hunden in den Freilauf lassen, und fand es besser, wenn da mal ein Profi drauf guckt. Eine passende Hundeschule, die auch eine Welpenstunde anbietet, hatte ich schnell gefunden, denn es war die Hundeschule, wo ich mit meiner ersten Hündin die ein oder andere Einzelstunde besucht hatte. Ich hatte damals schon den Wunsch, Reva ohne Hundeschule erziehen zu wollen, aber gerade in dem Punkt des sozialen Verhaltens Artgenossen gegenüber, war mir das einfach sehr wichtig, dass hier ein Hundetrainier rüber schaut und mir ggf. Tipps geben würde.

So machte ich mich also mit Welpe-Reva an einem Samstagnachmittag im Januar auf den Weg, zur Welpenstunde. Eigentlich war Reva, laut Website der Hundeschule, mit ihren geschätzten 16 Wochen zu alt um daran teilzunehmen, aber da mich die Trainerin noch von den Einzelstunden kannte, und ich ihr bereits telefonisch von meinen Bedenken mit den Artgenossen und Revas Dominanz berichtet hatte, machte sich hier gern eine Ausnahme und wir durften vorbeikommen.

Reva hat in der Junghundzeit sehr oft die Fellfarben verändert.

Reva mischt die Welpenstunde ordentlich auf

Die Welpenstunde fand auf einem offenen Gelände statt, es war also nix eingezäunt und die Hunde hätten jederzeit in den angrenzenden Wald abhauen können und die Stunde selbst dauerte 1,5 Stunden, was ich persönlich für viel zu lang empfunden habe, zumal es ordentlich am schneien und somit echt kalt war. Jeder Teilnehmer sollte mit seinem Welpen abgeleint auf das Gelände kommen, und somit wurde jeder Neuankömmling stürmisch von 11 Welpen unterschiedlicher Größe und Gewichtsklasse wild begrüßt. Es war ein totales durcheinander. Einige sehr kleine oder auch noch sehr junge Hunde, versuchten sich auf dem Gelände vor den anderen Welpen zu verstecken und die beiden Trainerinnen wirkten zwar völlig cool und gelassen, fragten nach Besitzern einiger Welpen und zeigten Fehlverhalten auf, machten aber trotzdem einen überforderten Eindruck, bzw. haben es versucht diesen gut zu überspielen.

Nach 15 Minuten wurde das Spiel abgebrochen, alle Besitzer sammelten ihre Hunde ein und es sollten erste Übungen kommen. Wir sollten uns einfach alle nebeneinander im Kreis aufstellen und abwarten. Danach sollten wir den Welpen festhalten und den Karabiner der Leine immer wieder klicken lassen, aber nicht lösen, einfach nur klicken, damit der Hund lernt, dass es nicht zwangsläufig bedeutet, dass es nun eine wilde Party gibt, sondern er lernt aufmerksam zu werden.

Tja, während Reva das soziale Spiel wirklich toll gemacht hatte und sich als einziger Welpe aus dem Spiel abrufen ließ, man war ich da stolz, hatte die junge Dame hier echt keinen Bock drauf und begann die Übung mit lautem Gemotze zu stören. Sie jammerte und winselte und wurde immer bockiger im Tonfall. Die Trainerin wartete eine Minute ab und nachdem Reva immer lauter wurde und gezielt versuchte die Trainerin in ihrer Erklärung zu übertönen, die wurde nämlich auch immer lauter, kam sie zu mir und stellte sich neben Reva. Nun begann die Trainerin damit, Reva immer wieder in die Seite zu zwicken, wenn diese ihr Gemotze startete. Sie erklärte allen anderen stolz, dass es eine Abbruchhandlung sei und der Hund hiermit verwirrt werden würde und sein unerwünschtes Verhalten beenden würde. Nun ja, irgendwie hatte sie die Rechnung ohne Revas Dickkopf gemacht, denn diese dachte nicht daran aufzuhören. Reva guckte die Trainerin unbeeindruckt an, um dann nur noch lauter zu werden. Nun wurde Reva von der Trainiert auf die Seite geworfen und es wurden noch weitere Maßregelungen vorgenommen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, aber Reva nahm alles hin und reagierte auf nix.

Schon als Baby fand Reva den Schlamm super.

Nach 15 Minuten gab die Trainerin auf, die anderen durften in der Zeit die Karabiner klicken lassen, um nicht zu erfrieren, denn es wurde immer kälter und zum Schnee mischte sich nun auch noch Regen. Nun wurde wieder gespielt und Reva war nun in richtig guter Laune, sie mischte die Welpen mit ihren wilden fünf Minuten so richtig auf, und anschließend hatten alle Mühe ihren Welpen einzufangen und zu beruhigen. Dann folgten Tierarztübungen, die jeder mit seinem Welpen vor den anderen nachmachen sollte, was ganz gut lief, da wir das bereits geübt hatten. Anschließend durften alle Besitzer ihre Fragen los werden, während die Welpen spielen sollten, dies war aber extrem unkontrolliert, da die Trainer mit der Fragestunde beschäftigt waren. Die beliebteste Frage war übrigens, warum der Hund mit drei Monaten noch nicht stubenrein sei, man hätte es ja nun seit zwei Wochen so geübt wie vom Züchter vorgegeben.

Das Durcheinander wurde immer größer, einige Hunde schliefen bereits völlig erschöpft auf dem kalten Schneeboden ein, während sich andere Hunde über sie hermachten und an ihren rumzogen. Keiner schritt hier ein, alle fanden es einfach nur süß und machten Bilder oder Videos und lachten sich kaputt. Ich fand das alles nur noch komisch und auch die gestellten Fragen wirkten alle so, als hätte man sie vor dem Kauf, nie mit dem Thema Welpe oder Erziehung befasst. Auch Reva hatte keinen bock mehr, da sie immer wieder von einem Hund bedrängt wurde und kam völlig erschöpft zu mir und suchte Schutz. An diesem Punkt fragte ich kurz nach, was denn nun noch passieren würde aber außer spielen und fragen stellen, stand nix mehr an, also verabschiedete ich mich von den anderen und verließ mit Reva die erste und auch letzte Welpenstunde.

Welpenstunde? Nein danke, nie wieder

Ich würde nie wieder eine Welpenstunde besuchen, aber nun weiß ich auch, worauf ich beim Welpen und seinem Spielverhalten mit Artgenossen achten muss. Da ich vor Reva eine Hündin hatte, die nie Kontakt zu Hunden wollte, war mir das halt einfach unbekannt gewesen, daher war die Absicherung wirklich gut. Aber nochmal hätte ich das wirklich nicht haben wollen. Ich war wirklich erschrocken gewesen, über die teilweise sehr harten und veralteten Trainingsmethoden, gerade bei Welpen, und das man versuchte, sein Trainingsmuster durchzudrücken, obwohl Reva ja deutlich zeigte, dass es sie nicht interessierte. Hier hätte ich mir das aufzeigen von alternativen gewünscht oder eine Erklärung warum sie so reagierte. Aber nein, stattdessen wurden wir dann einfach stehen gelassen und die Übung wurde abgebrochen. Irgendwie kann das, gerade bei Neuhundebesitzern, den Mut nehmen und Zweifel sähen, glaube ich. Aber gut, ich habe Reva auch ohne weitere Welpenstunde und auch ohne Hundeschule “hinbekommen”, wie ich finde.

Dieses Bild entstand in den ersten Tagen nach Revas Einzug bei uns.

Natürlich ist jede Hundeschule anders, und somit auch die Welpenstunde, aber ich habe bisher nur schlechtes gehört und das es bei vielen (fast) genauso wild zuging wie bei uns. Dann bereite ich mich lieber selber gut auf meinen Welpen vor, mit Büchern oder Trainingsvideos, aber mittlerweile sind wir ja auch keine Hundeanfänger mehr und können somit, sollte noch einmal ein Welpe einziehen, alles besser machen.

Wer übrigens gerne mal etwas zu der Welpenstunde, aus Sicht einer Hundetrainerin lesen möchte, sollte mal bei uns im Blogtalk vorbeischauen, denn meine liebe Freundin Janine, hat dort einen klasse Beitrag geschrieben, wie es eigentlich dort abzulaufen hat und warum es wichtig wäre, eine gute Welpenstunde zu besuchen.

Vielleicht gefällt dir ja auch dieser Blogbeitrag...